Presseberichte

Hamburger Wochenblatt

  • Hamburger Wochenblatt
  • 5. August 2015

Post aus vergangenen Tagen

 
Sütterlinstube Langenhorn übersetzt historische Postkarten

Langenhorn Urlaubszeit ist Postkartenzeit. Am 1. Juli 1875 wurde die Postkarte erstmals international zum Versand freigegeben. Bis 1905 war die eine Seite der Anschrift und die andere Seite Bild und Text vorbehalten. „Fasse Dich kurz” war die Devise. Wer wissen will, was auf seinen alten Postkarten oder Briefen steht, kann sich an die Sütterlinstube im Altenzentrum Ansgar wenden.
1905 beförderte allein die Deutsche Reichspost 500 Millionen Karten. Pro Kopf waren also gut acht Karten unterwegs, für die bei Inlandspost fünf Pfennige Porto, heute knapp 43 Cent, zu entrichten waren. Bei gleicher Schreibfreudigkeit würden die aktuell 82,3 Millionen Menschen, die heute in Deutschland leben, rund 660 Millionen Karten versenden! Durch Telefon, E-Mail und SMS sieht die Wirklichkeit für die Deutsche Post anders aus. Dabei können Postkarten noch nach über einhundert Jahren einiges erzählen. Die Bilder führen dem Betrachter eine Welt vor Augen, die teilweise längst vergangen ist. Man vertraute bei Kurzmitteilungen der Postkarte, die damals keineswegs langsamer als heute war. Da bei Einlieferung und bei Auslieferung gestempelt wurde, ist das leicht nachzuvollziehen – oft mit keinesfalls schmeichelhaften Ergebnissen für die Post von heute. Und natürlich bestand die Postkarte nicht nur aus Anschrift und Bild. Wer nun gern wissen möchte was auf seinen alten Karten steht, stößt nicht selten an seine Grenzen. Denn vor 100 Jahren nutzte man die „deutsche Kurrentschrift”, die heute gern mit der erst seit 1915 in Preußen verbindlich geltenden „deutschen Sütterlinschrift” in einen Topf geworfen wird. Die Schrift der Groß- und Urgroßeltern wurde zur „Fremdsprache”. In der Sütterlinstube Langenhorn haben sich 30 Freiwillige zwischen 60 bis 90 Jahren zusammengefunden. Kostenlos übertragen sie am Computer oder auch handschriftlich Texte, die ihnen vorgelegt werden. Einer von ihnen ist der 82-jährige Langenhorner Helmut Koch. „Es macht mir immer noch viel Freude in der Sütterlinstube mitzuarbeiten. Es sind heute besonders Feldpostbriefe und andere Unterlagen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, die es zu übersetzten gilt. Und da im Regelfall kein Zeitdruck besteht, kann ich dieses Ehrenamt gut in meinem Seniorenalltag unterbringen”, so Koch. (fjk)

Sütterlinstube im Altenzentrum Ansgar, Reekamp 49 – 51, 22415 Hamburg. Weitere Informationen gibt es Online auf www.suetterlinstube-hamburg.de

zurückblättern